Findet ihr es nicht auch...
WeiterlesenFindet ihr es nicht auch verrückt, wie die Zeit Richtung Jahresende wieder verfliegt? Und so richtig war mir gar nicht bewusst, dass das RBF dann doch schon fast wieder einen Monat her ist – es wird also dringend Zeit für den Recap zu DER Musikschaffenden-Veranstaltung des Jahres.
Aber ihr seid alle der Liebe zur Musik wegen hier und um diese soll es nun natürlich auch gehen.
Meine diesjährigen Festival-Highlights
Marathon aus Amsterdam!
Die Band strotze nur so vor Energie, welche auf der Bühne förmlich explodierte und durch das Publikum voller Begeisterung aufgesogen wurde. Und das bei der ersten Show am Donnerstagmittag im Molotow Backyard. Aber kein Wunder: sie fangen die rohe Energie des Punks und die dunkle Dissonanz von Shoegaze und Post-Punk ein.
Und während die Drumms mit unbändiger Kraft donnern, der wütende Gesang förmlich aus der Seele schreit und das Gitarrenspiel präzise, wie ein Skalpell die Emotionen durchdringt entfaltet sich eine unaufhaltsame Energie. Marathon ist eine unbändige Kraft, die dich packt und nicht mehr loslässt. Ihr sehr: ich bin wirklich begeistert haha
ordentlich schönsten Lärm auf die Ohren
Wie bei den Kolleg:innen von Musicspot schon erwähnt (finde hier den Link zum Bericht) haben mich dieses Jahr primär vor allem die lauteren Band begeistert.
So war ich auch von Swim School sehr angetan, welche dieses Jahr die einzige Band war bei welchen ich eher ganz zufällig reingestolpert bin. Die Band aus Schottland spielte mit einer unglaublichen Dynamik – mal melancholisch und nachdenklich, dann wieder explosiv und treibend. Das sich der Raum bereits beim Opener mit einer Energie gefüllt hatte, die fast greifbar war, hing ich doch ganz schön gefesselt an den Alices Lippen. Ihre gleichermaßen zarte und doch so kraftvolle Stimme sog mich förmlich in die Songs, welche dadurch so wundervoll intensiv mit Emotionen aufgeladen wurden.
Swim School hat bewiesen, dass sie nicht nur eine Band sind, die man hört, sondern eine Band, die man erlebt.
Einziges Manko an der ganzen Show lag nicht an den Band, sondern am Publikum selbst… ich weiß nicht, ob es einfach daran lag, dass bereits Samstag war und einfach viele bereits zu viel Festival hinter sich hatten. Oder ob es tatsächlich an den vielen mittelalten weißen, großen CIS-Männer lag dich auch, obwohl in der ersten Reihe stehend, nicht als Stimmungskanonen bekannt sind und zu mehr als leichtes Kopfnicken wohl nicht fähig zu sein scheinen.
Sehr schade für die Band – sie hätte eine deutlich positiv aufgeheizte Stimmung verdient – und ärgerlich für alle kleineren Besuchenden, die somit auch nicht viel von der Bühne im Molotow sehen konnten.
Aber es gab natürlich noch weitere Konzerte, in welche ich in diesen 4 Tagen eintauchen konnte und mich so von pulsierenden Mengen, unterschiedlichsten Sounds und Stimmungen durch die 4 Festivaltage tragen ließ. Von Indie-Träumen bis zu elektronischen Explosionen – hier eine kleine Reise durch die Konzerte, die mich in ihren Bann gezogen haben:
die Festivalreise geht weiter
Willow Parlo
Was für ein Auftakt in der Prinzenbar! Die schönste Venue der Stadt und eine Band, die ich glaub unter den Top3 meiner am häufigsten live gesehenen Bands zu finden ist. Bisschen verrückt, I know aber ihr melancholischer Sound umarmt mich einfach jedes Mal auf neue so bittersüß und doch so tröstlich. Die Entführung in eine verträumte Parallelwelt inklusive. Das sie Teil der Wunderkind-Acts, also der German Music Talent sind, welche deutschen Künstler:innen mit außerordentlichem internationalem Potenzial fördert, verwundert nicht und ist mehr als verdient.
AFAR
Und dann AFAR. Die Newcomer aus den Niederlanden haben den Beat förmlich in die Luft geschrieben. Die Fusion aus Indie, Pop und Electronica, bereitet äußerst große Freude – und ließ auch kein Bein stillstehen. Ihre Performance hatte trotz treibender, technoider Beats eine solche Leichtigkeit, dass man sie förmlich auf der Bühne fliegen sehen konnte. Leider war das Stage 15 (ehem. Drafthouse) nur relativ spärlich besucht – sehr schade, hätte diese Band als Teil der Wunderkind-Acts doch ein Full House verdient.
Neumatic Parlo
Die Band versprüht dystopischen Charm – und das meine ich absolut als Kompliment! Ihre faszinierende Mischung aus Psychedelica, Post-Rock und einem Hauch von Krautrock ist wie ein großer Klangteppiche, der sich langsam entfalten und einen fast schon unmerklich in eine andere Welt aufsaugt. Diese Dualität aus beruhigender Tiefe und nervöser Spannung macht ihre Live-Performance so fesselnd – ein unvergesslicher Soundtrack für eine andere Realität.
Leider war der Sound im Häkken, trotz Gehörschutz, um ein Vielfaches zu laut – aber es schien die Anwesenden nicht groß zu stören. Vielleicht werde ich auch langsam einfach zu empfindlich haha
Suzan Köcher’s Suprafon
Wenn Suzan und Band spielen klingt es immer ein wenig so, als würde man in einem farbenfrohen Traum aus Blumen und Nebel tanzen. Das erste Mal gesehen als Support von Okta Logue, damals noch in Stuttgart, und seit dem großer Fan. Aber wie kann man ihren Retro-Charme, der einen in 70er zurückkatapultiert und die wunderbar mystische Mischung aus Psychedelic & KrautRock im Indie-Gewand nicht lieben.
Moonpools
wie lange habe ich darauf gewartet diese Band endlich einmal live sehen zu können und wie wundervoll waren sie bitte! die Schweizer Band hat mit ihrem verträumten, shoegazigen Sound eine ganz besondere Atmosphäre auf das Reeperbahn Festival gebracht. Inmitten des Trubels und der wilden Energie anderer Acts war ihr Auftritt ein perfekter Moment des Innehaltens inmitten des Festivaltrubels. Solltet ihr also die Chance haben diese Band einmal auf einer Bühne in eurer Nähe sehen zu dürfen lege ich euch hiermit sehr ans Herz dies zu tun.
Stina Holmquist
Zum Abschluss durfte jemand altbekanntes nicht fehlen: Stina Holmquist – einigen dürfte sie bereits über den von mir kuratierten Soundkuchen in der Superbude bekannt sein. Stina ist definitiv eine Künstlerin, die einfach jedes Mal einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlässt. Ihrer zerbrechlich-schönen Stimme, ihre intimen Songs – beides lädt immer wieder dazu ein sich im Moment zu verlieren.
Ein Fazit mit gemischten Gefühlen
Das RBF 2024 war in vielerlei Hinsicht eines der besten der letzten Jahre – aber für mich auch eine Herausforderung. Das Booking? Großartig. Selten war es so divers, mit einem starken Fokus auf FLINTA*-Acts und einer abwechslungsreichen Mischung aus Indie, Electronica, Punk und Pop. Die musikalische Bandbreite war atemberaubend und hat gezeigt, wie bunt und vielschichtig die Szene gerade ist. Ich konnte sich kaum entscheiden, welche Artist ich zuerst sehen möchte – und genau da lag für mich auch das Problem.
Für mich war dieses Jahr einfach etwas zu viel: zu viele meiner Favoriten spielten zur gleichen Zeit. Häufig hätte ich mich zwischen zwei großartigen Acts entscheiden müssen und bin schlussendlich bei keinem der beiden gelandet. Hinzu kam das übliche Networken – wichtig, klar, aber dieses Jahr hat es zu sehr abgelenkt. Zwischen all den Receptions, Meetings und dem Austausch blieb die Musik eindeutig auf der Strecke. Nächstes Jahr werde ich mich wieder auf das konzentrieren, weswegen ich dieses Festival überhaupt so gerne besuche: Konzerte.
Denn was ich gesehen habe, war wirklich herausragend, aber es hätte so viel mehr sein können. Also, 2025: Herz und Fokus zurück zur Musik und voll eintauchen in die Festival-Atmosphäre. Denn eins ist klar: mit diesem Booking, dieser Vielfalt und den Überraschungen, die das Festival Jahr für Jahr liefert, ist es ein fantastischer Ort, um neue Lieblingsbands entdecken zu können.